Die Eiche vom Schlossplatz 1
Berlin
In Berlin steht eine Eiche, die kann viel erzählen.
Anhand der Eiche als zentraler Figur wird die Geschichte dieses konzentrierten Stadtraumes und die politischen Blickrichtungen der Fotografie erzählt.
Vor dem Berliner Schloss wurde 1897 das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal samt einer rückseitigen Grünfläche errichtet. Kurz nach der Eröffnung wurde die Eiche gepflanzt.
Die Eiche erlebt die Monarchie, ab 1918 die Novemberrevolution und die Weimarer Republik mit dem 1. WK, später die Aufmärsche der Nazis und die Zeit des Faschismus. Nach dem Krieg werden das Schloss und die Bauakademie abgerissen. So entsteht der riesige Marx-Engels-Platz. Ab 1945 sieht der Baum Aufmärsche und Militärparaden der DDR. Mit dem Außenministerium (1966) und dem Palast der Republik (1973) entsteht das neue Zentrum. Ab 1989 sieht die Eiche Demonstrationen und später die Wiedervereinigung. Das Außenministerium und der Palast der Republik werden in den 1990/2000ern abgerissen. Für einige Zeit ist der Platz wieder leer. Ab 2013 wird das Schloss in Form des Humboldt-Forums errichtet und 2021 eingeweiht. 2024 soll das Einheits- und Freiheitsdenkmal an der Stelle des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal eröffnet werden.
Der Ort bleibt weiter umstritten.
Zu den etwa 130 Jahren der Eiche habe ich mehr als 300 Fotografien aus etwa 60 Archiven und Sammlungen recherchiert. Dazu kommen meine eigenen Fotos, Videos und Annäherungen an die Eiche. Aus diesem vielstimmigen Album ensteht eine konzeptuelles Arbeit, bei der die Eiche als Lebewesen den Mittelpunkt bildet und gerahmt wird von Erzählungen zur deutschen Geschichte.
Die Recherche zum Buch-Projekt wurde im Jahr 2022 freundlich gefödert von Neustart Kultur.
Im Herbst 2024 ist in Kooperation mit Günter Jeschonnek und der Bundestiftung Bauakademie eine Aufführung als mehrteilige Video-Projektion geplant. Gefördert von der Lotto Stiftung Berlin.