Die Eiche vom Schlossplatz
In Berlin steht eine Eiche, die kann viel erzählen.
Anhand der Eiche als zentraler Figur wird die Geschichte dieses konzentrierten Stadtraumes und die politischen Blickrichtungen der Fotografie erzählt.
Vor dem Berliner Schloss wurde 1897 das Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal samt einer rückseitigen Grünfläche errichtet. Kurz nach der Eröffnung wurde die Eiche gepflanzt.
In dem seit 2021 angelegten Projekt kommen Thomas Neumanns Interesse für Geschichte und sein Blick auf Natur zusammen. Anhand von Fotografien wird die Geschichte dieser Eiche erzählt.
In mehr als 60 Archiven, Bibliotheken und Sammlungen spürt Thomas Neumann als visueller Archäologe diesem Baum in der Berliner Fotografie des 20. Jahrhunderts nach. Als Nebendarstellerin in den Fotos der Ereignisse rund um die politische Mitte Berlins wird die Eiche in dem künstlerischen Projekt nun als Hauptfigur eingeführt.
Die Eiche erlebt die Monarchie, ab 1918 die Novemberrevolution und die Weimarer Republik mit dem 1. WK, später die Aufmärsche der Nazis und die Zeit des Faschismus. Nach dem Krieg werden das Schloss und die Bauakademie abgerissen. So entsteht der riesige Marx-Engels-Platz. Ab 1945 sieht der Baum Aufmärsche und Militärparaden der DDR. Mit dem Außenministerium (1966) und dem Palast der Republik (1973) entsteht das neue Zentrum. Ab 1989 sieht die Eiche Demonstrationen und später die Wiedervereinigung. Das Außenministerium und der Palast der Republik werden in den 1990/2000ern abgerissen. Für einige Zeit ist der Platz wieder leer. Ab 2013 wird das Schloss in Form des Humboldt-Forums errichtet und 2021 eingeweiht. 2024 soll das Einheits- und Freiheitsdenkmal an der Stelle des Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal eröffnet werden.
Der Ort bleibt weiter umstritten.
Die Recherche zum Buch-Projekt wurde im Jahr 2022 freundlich gefödert von Neustart Kultur.
Im Herbst 2024 ist in Kooperation mit der Bundestiftung Bauakademie eine Aufführung als mehrteilige Video-Projektion geplant.